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Atmen verursacht Stress

Klingt zwar nach Klickbait, ist aber Realität. Gerade wenn es um Methoden zur Stressbewältigung geht, wird oft empfohlen zu meditieren oder Atemübungen zu machen. Doch warum sollte das simple Atmen, das jeder von uns automatisch und ohne darüber nachzudenken tut, überhaupt Stress verursachen? Tatsächlich löst die falsche Art zu atmen in unserem Körper Stress aus, und das kann weitreichende Folgen haben.

Die Brustatmung, also das flache Atmen in den Brustkorb, ist ein typisches Muster in stressigen Situationen. Diese Art der Atmung nutzt hauptsächlich die oberen Rippenmuskeln und ermöglicht nur eine geringe Sauerstoffaufnahme, wodurch der Körper schneller atmen muss. Diese schnelle, flache Atmung signalisiert dem Körper, dass Gefahr im Verzug ist. Das aktiviert das sympathische Nervensystem, das für die “Kampf-oder-Flucht”-Reaktion verantwortlich ist. Puls und Blutdruck steigen, Stresshormone wie Adrenalin werden freigesetzt, und die Muskeln spannen sich an. Obwohl keine unmittelbare Gefahr besteht, gerät der Körper in einen Zustand von chronischem Stress, wenn diese Atmung zur Gewohnheit wird. Viele Menschen atmen im Alltag unbewusst so und fragen sich, warum sie ständig angespannt oder nervös sind.

Es lohnt sich also tatsächlich, aktiv auf deine Atmung zu achten. Eine Alternative zur stressfördernden Brustatmung ist die Bauchatmung. Diese aktiviert das Zwerchfell und ermöglicht eine tiefere und langsamere Atmung. Beim Einatmen hebt sich der Bauch, während die Brust weitgehend ruhig bleibt. Das führt dazu, dass mehr Sauerstoff in die Lungen gelangt, was wiederum den ganzen Körper besser mit Sauerstoff versorgt. Durch die Bauchatmung wird das parasympathische Nervensystem, das sogenannte “Ruhen-und-Verdauen”-System, aktiviert. Der Körper kann sich entspannen, Puls und Blutdruck sinken, und die Stresshormone werden abgebaut.

Die physiologischen Vorteile sind deutlich: Bauchatmung verbessert die Sauerstoffaufnahme, was nicht nur für die körperliche Gesundheit, sondern auch für die geistige Klarheit wichtig ist. Sie reduziert Stresshormone, fördert die Verdauung und hilft dabei, Verspannungen im Körper – besonders in Brust, Nacken und Schultern – abzubauen. Regelmäßige Bauchatmung kann sogar das Nervensystem stabilisieren und uns widerstandsfähiger gegen alltägliche Stressfaktoren machen.

Um die Bauchatmung zu üben, kannst du folgende einfache Übung ausprobieren:

  1. Setze oder lege dich bequem hin.
  2. Lege eine Hand auf deinen Bauch und die andere auf deine Brust.
  3. Atme langsam durch die Nase ein und spüre, wie sich dein Bauch hebt, während die Brust ruhig bleibt.
  4. Atme langsam durch den Mund oder die Nase aus und spüre, wie sich der Bauch wieder senkt.
  5. Wiederhole dies für einige Minuten, wobei du dich darauf konzentrierst, den Atem tief in den Bauch zu lenken.

Mit dieser Übung kannst du schnell bemerken, wie dein Körper sich entspannt und dein Geist ruhiger wird. Auch wenn es uns so selbstverständlich erscheint, hat die Art, wie wir atmen, einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Es lohnt sich also, genauer hinzusehen – oder besser gesagt: hinzuspüren.

 

Text: Milena Hildebrandt

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