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Food Desert

In einem der reichsten Länder der Welt erkranken Menschen an den Folgen einer Krankheit, die im 21. Jahrhundert längst Geschichte sein sollte: Skorbut1. Typisch Amerika – ein Land, in dem Infrastruktur oft ein Fremdwort ist und die Ungleichheit die Menschen gesundheitlich zugrunde richtet. Diese Entwicklung zeigt, wie krass die Ungleichheit in den USA ist. Millionen Amerikaner2, die in sogenannten „Food Deserts“ leben, haben keinen Zugang zu frischen Lebensmitteln – und zahlen den Preis mit ihrer Gesundheit. Systemisches Versagen, wirtschaftliche Ausgrenzung und eine Flut verarbeiteter Billigprodukte treiben diese vermeidbare Katastrophe voran.

Was sind Food Deserts?

Food Deserts sind städtische oder ländliche Gebiete, in denen die Bewohner Schwierigkeiten haben, erschwingliche und nahrhafte Lebensmittel zu erhalten. Diese Regionen zeichnen sich oft durch folgende Merkmale aus:

  • Mangel an Supermärkten oder Lebensmittelgeschäften: Die Bewohner sind oft auf Tankstellen oder Kioske angewiesen, die vor allem verarbeitete und abgepackte Lebensmittel anbieten.
  • Eingeschränkte Mobilität: Viele Menschen in Food Deserts haben keinen zuverlässigen Zugang zu einem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln, um in Gebiete mit besserem Lebensmittelangebot zu gelangen.
  • Wirtschaftliche Einschränkungen: Gesunde Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse sind oft teurer als verarbeitete Alternativen und für einkommensschwache Familien unerschwinglich.

Ein Beispiel ist der Stadtteil Roseland in Chicago, wo es keine Supermärkte gibt und Fast-Food-Restaurants dominieren. Auch in ländlichen Regionen des Mittleren Westens, einem Gebiet der Lebensmittelproduktion, sind frische Produkte für viele Bewohner nicht zugänglich. Dieses Ungleichgewicht fördert Vitaminmangel und Krankheiten wie Skorbut.

Der Kontext in den USA

Obwohl Skorbut in entwickelten Ländern selten ist, werden in den USA zunehmend Fälle gemeldet, insbesondere in Regionen mit vielen Food Deserts. Zu den beitragenden Faktoren zählen:

Steigende Ernährungsunsicherheit: Laut USDA lebten 2021 mehr als 34 Millionen Amerikaner in Haushalten mit unsicherer Lebensmittelversorgung.

Gesundheitsungleichheiten: Einkommensschwache und Minderheitengemeinschaften sind überproportional von Food Deserts und damit verbundenen Gesundheitsproblemen betroffen.

Ernährungstrends: Die Beliebtheit stark verarbeiteter Fertiggerichte hat zu einem Rückgang des Verzehrs von frischem Obst und Gemüse geführt.

Vergleich mit anderen Ländern

Im Gegensatz zu den USA verfügen Länder wie Deutschland über robuste soziale Sicherungssysteme und Infrastrukturen, die die Auswirkungen von Food Deserts abmildern. Regierungsprogramme, lokale Märkte und Gemeinschaftsinitiativen sorgen für einen besseren Zugang zu gesunden Lebensmitteln und verringern die Häufigkeit von Krankheiten wie Skorbut.

 

Fazit

Der Anstieg von Skorbut in den Vereinigten Staaten unterstreicht die dringende Notwendigkeit, Food Deserts und ihre Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit anzugehen. Durch die Priorisierung eines gerechten Zugangs zu nahrhaften Lebensmitteln und die Bekämpfung der systemischen Ursachen von Ernährungsunsicherheit kann das Land einen bedeutenden Schritt in Richtung der Ausrottung dieser vermeidbaren Krankheit und der Förderung des allgemeinen Wohlbefindens machen.

Text: Milena Hildebrandt

 

  1. Skorbut ist eine Krankheit, die durch einen Mangel an Vitamin C verursacht wird. Ohne Vitamin C kann der Körper kein Kollagen produzieren, was zu schweren Symptomen führt: Zahnfleischbluten, Zahnverlust, Gelenkschmerzen, Blutergüsse und langsame Wundheilung. Bleibt Skorbut unbehandelt, kann dies zu dauerhaften Schäden, Organversagen und schließlich zum Tod führen. ↩︎
  2. In den USA leben etwa 12,8% der Bevölkerung in solchen Gebieten, was rund 39,5 Millionen Menschen entspricht. ↩︎

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