„Elon Musk will eure Kinder versklaven.“ So provokant könnte man seine scharfe Kritik am australischen Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche zusammenfassen. Australien plant, Kindern unter 16 Jahren den Zugang zu Plattformen wie TikTok und Instagram zu verwehren – zum Schutz vor Sucht, Cybermobbing und psychischen Belastungen. Musk sieht darin einen Angriff auf die Freiheit. Doch ist seine Empörung wirklich altruistisch? Oder schützen seine Worte in Wahrheit wirtschaftliche Interessen?
Das australische Social-Media-Verbot: Schutz der Jugend oder Kontrollwahn?
Australien hat ein Gesetz verabschiedet, das Minderjährige mit Altersverifikationssystemen vor den Gefahren sozialer Medien schützen soll, darunter Sucht, Mobbing und psychische Belastungen. Verstöße können für Plattformen teuer werden – bis zu 50 Millionen australische Dollar Strafe drohen.
Während viele Eltern und Experten das Gesetz als längst überfälligen Schritt begrüßen, gibt es auch laute Kritik. Elon Musk, einer der reichsten Männer der Welt und Eigentümer der Plattform X (ehemals Twitter), warnt, dass das Gesetz den Weg zu staatlicher Überwachung und Kontrolle des Internets ebnen könnte. Seine Argumente erscheinen auf den ersten Blick überzeugend – doch ein genauerer Blick lohnt sich.
Was treibt Elon Musk wirklich an?
Elon Musk inszeniert sich gerne als Verfechter von Freiheit und Individualität. Seine Kritik an Regierungen, die das Internet stärker regulieren wollen, ist Teil seines öffentlichen Images. Doch bei seiner Kritik am australischen Social-Media-Verbot drängt sich die Frage auf, ob er tatsächlich für die Freiheit kämpft – oder für die Gewinne, die mit der Nutzung sozialer Medien einhergehen.
Jugendliche sind eine zentrale Zielgruppe für Social-Media-Plattformen. Sie sind nicht nur besonders aktiv, sondern auch empfänglich für gezielte Werbeinhalte.
Ihre Aufmerksamkeit ist bares Geld wert, und jedes Hindernis, das sie von der Nutzung abhält, könnte die Einnahmen der Plattformen schmälern. Elon Musk hat ein wirtschaftliches Interesse daran, dass möglichst viele Nutzer – unabhängig vom Alter – ungehinderten Zugang zu sozialen Medien haben.
Seine Argumentation, dass das Gesetz die „Freiheit“ einschränke, wirkt vor diesem Hintergrund fragwürdig. Ist es wirklich Freiheit, wenn Kinder stundenlang durch Plattformen scrollen, die gezielt darauf ausgelegt sind, ihre Aufmerksamkeit zu binden? Oder ist es vielmehr eine moderne Form der Ausbeutung, bei der junge Menschen zu Datenlieferanten und Werbekonsumenten reduziert werden?
Die andere Seite der Debatte
Natürlich gibt es berechtigte Bedenken zur Umsetzung des Gesetzes, etwa Datenschutzprobleme und mögliche Schlupflöcher. Doch die realen Gefahren wie Sucht, Mobbing und psychische Belastungen bleiben ein drängendes Problem im Alltag vieler Jugendlicher.
Während Elon Musk vor einer dystopischen Zukunft warnt, in der Regierungen das Internet kontrollieren, ignoriert er die ebenso reale Gefahr einer Gegenwart, in der Unternehmen Kinder manipulieren, um ihre Gewinne zu maximieren. Es ist ein gefährliches Spiel, wenn wirtschaftliche Interessen als Freiheitskampf getarnt werden.
Text: Milena Hildebrandt