Kennst du die YouTube-Show „Hot Ones“, wo Stars wie Gordon Ramsay und Billie Eilish scharfes Essen genießen – oder besser gesagt, ertragen – dann weißt du bestimmt auch, wie unterschiedlich Menschen auf extreme Schärfe reagieren. Manche bleiben ruhig und genießen die Chicken Wings, während andere mit der Hölle auf ihrem Teller kämpfen. Aber was treibt uns dazu, diese Schärfe zu suchen?
Warum lieben wir den Schmerz?
Eine interessante Erklärung dafür, warum manche Menschen den Schmerz durch scharfes Essen genießen, ist die enge Verbindung zwischen dem Schmerzzentrum und dem Belohnungszentrum. Diese beiden Bereiche sind für die Verarbeitung von Schmerzen und gleichzeitig für die Wahrnehmung von Lust und Belohnung zuständig. Wenn wir etwas Scharfes essen, wird das Schmerzzentrum aktiviert, aber durch die enge Verbindung zum Belohnungssystem kann dies auch die Freisetzung von Endorphinen und anderen Wohlfühlchemikalien auslösen. Das Endorphin (Glückshormon) dient als körpereigenes Schmerzmittel und löst zusätzlich ein Gefühl von Wohlbefinden und Euphorie aus. Aufgrund dieser nebensächlichen Wirkung des Endorphins, genießen manche Menschen den „Kick“ von scharfem Essen. Auch Adrenalin kann durch den Verzehr von scharfem Essen ausgeschüttet werden, welcher deinen Herzschlag beschleunigt und dir ein Gefühl von Energie und Aufregung verleiht.
Genetik oder Übung?
Die Empfindlichkeit gegenüber Schärfe wird durch die TRPV1-Rezeptoren im Mund bestimmt, die auf Capsaicin reagieren (die chemische Verbindung, die Schärfe verursacht). Manche Menschen haben genetisch bedingt mehr oder weniger empfindliche Rezeptoren, wodurch jeder schärfe anders wahrnimmt, je nachdem, wie stark die Rezeptoren ausgeprägt sind. Diese Rezeptoren kann man durch Übung anpassen, indem man sie mit regelmäßigem Konsum von scharfem Essen die Rezeptoren desensibilisiert. Neben der körperlichen Anpassung spielt aber auch die Psyche eine Rolle. Man kann sich mental an den Schmerz gewöhnen und lernen, ihn zu akzeptieren oder sogar zu genießen.
Schaden durch scharfes Essen?
Vielleicht hast du das auch schon mal gehört oder bist selbst der Meinung: „Scharfes Essen tut weh, also muss es schädlich sein“. Es ist allerdings so, dass das Capsaicin (welches in scharfem Essen zu finden ist) die Schmerzrezeptoren aktiviert, allerdings keine Gewebeschäden entstehen. Der Schmerz ist demnach nur eine Täuschung des Nervensystems und kein tatsächliches Zeichen von Gefahr oder Schädlichkeit. Auch das Schwitzen und die erhöhte Herzfrequenz sind Reaktionen auf das Capsaicin, obwohl keine Tatsächliche Erhöhung der Körpertemperatur stattfindet. Eine Reizung der Schleimhäute und Atemwege findet allerdings trotzdem statt, weshalb man, wenn man Asthma oder Magen-Darm-Probleme hat, mit der Menge von scharfem Essen aufpassen sollte.
Scharf gegen Krankheiten?
Scharfes Essen, besonders das Capsaicin aus Chilischoten, kann dir dabei helfen Krankheitserreger zu bekämpfen. Dieses wirkt nämlich antimikrobiell. Das bedeutet, dass Capsaicin das Wachstum von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen oder Viren hemmt und diese sogar abtöten kann. Zudem fördert scharfes Essen die Schleimproduktion, wodurch Bakterien und Viren besser aus dem Körper entfernt werden können. Capsaicin hilft auch dabei, das Immunsystem zu stärken, indem es die Produktion bestimmter Immunzellen fördert. Der regelmäßige Konsum von Essen in dem Chili vorhanden ist, kann also langfristig zur Stärkung deines Immunsystems beitragen.
Text: Milena Hildebrandt