Wie ist es eigentlich Geschäftsführer zu sein? Was sind die Aufgaben als Vorsitzender des Aufsichtsrats bei der dpa? Wie wahrscheinlich ist es, dass Print abgeschafft wird? Dies und vieles mehr konnten wir David Brandstätter – den Geschäftsführer der Main-Post – fragen.
Er stand uns Rede und Antwort zu bedeutenden Themen in der Medienbranche, zu seinem Unternehmen und rund um seine Person. David Brandstätter arbeitet nun schon seit 38 Jahren bei der Main-Post, davon fast 20 Jahre als Geschäftsführer.
Bei Medien gilt: Qualität vor Quantität
Dadurch, dass sich die Branche und auch das Unternehmen stetig verändern, ist es für ihn hochspannend dort tätig zu sein. Zur Entwicklung der Sparte sagt der gebürtige Österreicher, dass sich das Tempo vollkommen verändert habe. Zum Beispiel im Bezug auf die Lieferung der Bilder, welche nun deutlich schneller ist. Diese Geschwindigkeit hat aber auch einen großen Nachteil: Arbeit wird nicht unbedingt qualitativ besser, wenn sie unter hohem Tempo abläuft. In einem gewissen Maße ist der Preis für hohe Geschwindigkeit immer, dass die Qualität nicht unbedingt mithält. Und es ist wichtig, dass Qualitätsmedien versuchen sich immer zu unterscheiden und aussagen: „Zunächst muss immer die Korrektheit geprüft werden, dann das Tempo“. Allerdings ist die Konkurrenz oftmals schneller, was wiederum dazu führt, dass sehr viele Menschen sich heute nicht mehr unbedingt über klassische Medien informieren. Sehr häufig passiert natürlich eines: Vieles wird einfach schnell abgesetzt, egal ob es stimmt oder nicht. Und da ist natürlich schon ein erstes Dilemma, welches man in der Branche hat: Man will nämlich auch nicht zu spät kommen. Wenn ich der siebte bin, der irgendwas erzählt, ist das nicht mehr sonderlich spannend oder von Bedeutung. Insofern gibt es heutzutage einen deutlich höheren Druck schneller zu arbeiten, jedoch mit einer anderen Gründlichkeit als damals. In diesem Zusammenhang sollte man auch darauf achten von welcher Quelle man seine Informationen bekommt und diese kritisch hinterfragen, denn es gibt Medienvertreter, die professionelle „Fake News“ produzieren. Heutzutage kann man es durch SEO schaffen von Google in dem Ranking sehr weit oben gepackt zu werden und sich so eine Reichweite aufzubauen, welchen jedoch letztendlich nichts über die Qualität des Inhalts aussagt. Der gelernte Redakteur gab außerdem zu, dass er als Jugendlicher kaum Zeitung las und es nicht von Anfang an sein Plan war, in der Medienbranche zu arbeiten. Seiner Meinung nach muss man heutzutage anders an Jugendliche herantreten. Die Zeitung muss als eine Form von Ratgeber fungieren und Relevanz schaffen. Als positive Beispiele von Printmedien für junge Menschen nannte er die Partyplattform MainDing und unsere Schülerzeitung eigenLeben.
Zeitung im Wandel
Zu der Frage, ob David Brandstätter denke, die Printmedien könnten eines Tages mal komplett wegfallen, bezieht er eine klare Stellung: Print wird immer existieren, aber vor allem das Tageszeitungsgeschäft wird immer weiter zurückgehen. Bei der Main-Post, sowie sicherlich auch bei vielen anderen Verlagen, ist der häufigste Grund von Abgängen der Tod der Leser. Seiner Meinung nach wäre das ideale Modell einer Zeitung, wenn sie drei Mal wöchentlich erscheint. Diese würde sich dann inhaltlich verändern, indem sie nicht mehr über tagesaktuelle Themen informiert, sondern über generell relevante Angelegenheiten. Das Prinzip sollte so sein, dass auf den Online-Plattformen alle wichtigen Neuigkeiten behandelt werden und das Printmedium als Hintergrundinformant dient. So könnten auch in der Produktion viele Kosten gespart werden.
Ein abwechslungsreicher Beruf
Eine weitere bedeutende Tätigkeit, welche Brandstätter ausführt, ist sein Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrats bei der Deutschen Presse-Agentur. Seine Aufgaben beinhalten die Kontrolle der Regeln und Qualität. Außerdem soll darauf geachtet werden, unabhängig zu bleiben. Anders als in anderen Ländern ist die dpa nicht in Staatshand. Sie will dadurch vermeiden, vom Staat finanziell unabhängig zu sein und dadurch auch verhindern, dass sich die Politik in die dpa_arbeit einmischt.
Die stetige Weiterentwicklung und das Einbringen von Neuerungen steht selbstverständlich auch im Fokus. Zu den Vorzügen eines Geschäftsführers gehört für David Brandstätter definitiv die enorme Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten. Dies beginnt mit dem Kauf einer neuen Druckmaschine und endet mit dem Prägen der Kultur eines ganzen Hauses, welches sich ständig im Wandel befindet. Der Österreicher wollte noch nie einen Beruf ausführen, bei dem alles ebenmäßig läuft. Er mag es Herausforderungen zu bewältigen oder wie er es nennt „harte Nüsse zu knacken“. Außerdem ist es ihm wichtig, die alten, teilweise festgefahrenen Hierarchien zu brechen, sodass jeder sich einbringen kann.
Digitalisierung mit Herz
Auf die abschließende Frage, welche Entwicklungen und Ziele er für die Main-Post noch anstrebe, antwortete er: Das größte Ziel sei die digitale Transformation im Unternehmens. Es müsse für jeden Bereich des Hauses eine radikale Veränderung anstehen. Workflows müssten weiter digitalisiert werden. Das solle auch den Mitarbeitern aus einer älteren Generation näher gebracht werden. Vor allem die Redaktion und die Anzeigenabteilung müssten ihre Arbeitsweise weiterentwickeln. Früher wurden ausschließlich Anzeigenflächen verkauft. Heutzutage gehe es
darum, Konzepte zu verkaufen. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit der Corporate Publishing Firma Main-Konzept, ein Tochterunternehmen der Main-Post. Dieser Bereich werde immer mehr gefördert und neue Angebote konzeptioniert. Unter anderem solle auch das Briefgeschäft erweitert werden, da es eine große Umsatzquelle ist und viele Arbeitsplätze damit verknüpft seien. Außerdem ist es Brandstätter wichtig, dass alle Mitarbeiter integrierter zusammenarbeiten, sodass die Kommunikation besser funktioniert. Er sagt, das alles funktioniert nur, wenn die Menschen diese Werte in ihrem Herzen tragen und es auch im Kopf verstehen.
Wir danken David Brandstätter für dieses informative und aufschlussreiche Gespräch, aus dem wir viel im Bezug auf die gesamte Medienbranche und die Struktur eines großen Verlagshauses wie derMain-Post mitnehmen konnten.