Die Autorin stellte der eigenleben-Redaktion einige kostenlose Exemplare ihres Ratgebers „Mail halten!“ zur Verfügung. Vielen Dank! Lisa aus dem eigenleben-Team hat das Buch gelesen und erzählt hier, wie es ihr gefallen hat.
BeeinDRUCKender Auftakt
Dieses Buch zeigt, was Print kann. Nicht nur der Inhalt bestimmte für mich das Leseerlebnis, sondern auch die gestalterische Umsetzung. Das Hardcover in Leinenoptik mit Lesebändchen machte bereits auf den ersten Blick etwas her. Gleich danach fiel mir das knallige Layout auf – ein absoluter Hingucker in Schwarz, Weiß und Neonorange. Der Text ist angenehm luftig gesetzt, das hochwertige Papier fühlt sich beim Blättern gut an. Zum Einstieg hält das Buch einige originelle Infografiken bereit, durch die ich schnell einen Zugang zum Thema fand. Dieser Auftakt machte mich neugierig genug, dass ich schließlich auch in den ersten längeren Textblock hineinlas.
Selbstreflexion statt Selfie
Die Autorin schildert auf anspruchsvolle und anregende Weise ihre Erfahrungen in der digitalen Welt und beschreibt ihren Sinneswandel von enthusiastischer Online-Pionierin zur kritischen Nutzerin digitaler Medien. Mit Mail halten! will sie Leserinnen und Leser vor allzu leichtfertigem Umgang mit Google, Facebook und Co. warnen und dafür sensibilisieren, dass wir deren vermeintlich kostenlose Angebote letztlich doch teuer bezahlen – mit unseren Daten.
In den folgenden Kapiteln werden alle Lebensbereiche unter die Lupe genommen, aus denen digitale Medien mittlerweile nicht mehr wegzudenken sind – E-Mail-Fluten am Arbeitsplatz, Online-Dating, stundenlanges Surfen in der Freizeit. Beim Lesen stellte ich mir häufig die Frage, wie sehr ich selbst von der Online-Sucht betroffen bin. Bekomme ich Pluspunkte dafür, dass ich mein Handy (noch) nicht mit ins Bad nehme und nachts den Flugmodus einschalte? Andererseits kann ich mir den Blick aufs Smartphone morgens nach dem Aufstehen dann doch nicht verkneifen.
Daddeln mit Datenschutz
Wer Mail halten! liest, sollte bereit sein, sich kritisch mit dem eigenen Medienkonsum auseinanderzusetzen. Die spitz formulierten Textpassagen, Diagramme und Fragebögen pieken häufig dorthin, wo es wehtut. Denn nicht nur Lebenszeit geht verloren, wenn wir den ganzen Tag lang online sind – die digitalen Großkonzerne, die uns die allumfassende Vernetzung ermöglichen, durchleuchten uns auf allen denkbaren Ebenen. Zwar gibt der Text an vielen Stellen Tipps, wie wir die neuen Medien klüger und sicherer nutzen können – besonders beim Kapitel „Datenschutz“ wird jedoch deutlich, dass uns kaum effektive Mittel gegeben sind, um unsere Privatsphäre vor der Sammelwut der Online-Riesen zu schützen. Letztlich müssen wir alle selbst entscheiden, wie viel wir in der Anonymität des Internets von uns preisgeben möchten, und auf welche Apps und Social-Media-Anwendungen wir verzichten können, um unseren digitalen Fingerabdruck zu verwischen.
Fazit
Die große Stärke des Buchs ist gleichzeitig auch seine Schwäche. Kaum ein Bereich ist schnelllebiger als der digitale und entsprechend zügig dürfte die brandaktuelle Thematik veralten. Schon in wenigen Monaten könnten uns die Probleme, die in Mail halten! angesprochen werden, wie Schnee von gestern erscheinen.
Die Botschaft des Buchs kommt auf jeder Seite deutlich zum Ausdruck: Nutze die digitalen Medien mit Verstand, sonst stehlen sie dir Daten und Lebenszeit. Es greift damit an vielen Stellen die Appelle für mehr Achtsamkeit auf, die uns zurzeit von überallher entgegenschallen: „Weniger Handy, mehr Familie“, „Dauererreichbarkeit macht krank“, „Muss die Welt wirklich erfahren, was du heute gefrühstückt hast?“. Letztlich muss jede*r Nutzer*in selbst entscheiden, wie viel Internet ihr oder ihm guttut. Mail halten! kann aber dabei helfen, sich über problematische Verhaltensweisen bewusst zu werden, und liefert Tipps, wie wir uns selbst aus der Online-Falle befreien können.
Besonders beeindruckt hat mich Mail halten! aufgrund seiner anregenden und durchdachten gestalterischen Umsetzung. Es macht Spaß, sich mit diesem Buch zu beschäftigen – darin zu blättern, Absätze quer zu lesen, sich von den verschiedenen Grafiken überraschen zu lassen. In einer Zeit, in der Texte größtenteils über das Smartphone konsumiert werden, zeigt ein Printprodukt mit derart spannender Aufmachung, warum es sich lohnen kann, hin und wieder auf analog umzustellen.
Mail halten! Digitale Selbstverteidigung für Arbeitshelden und Alltagskrieger
von Anitra Eggler
ISBN: 978-3-9503241-9-8
Mittlerweile ist auch eine aktualisierte Ausgabe im Campus Verlag erschienen:
Mail halten! Die beste Selbstverteidigung gegen Handy-Terror, E-Mail-Wahnsinn und digitale Dauerablenkung
ISBN: 978-3593507651
Die eigenleben-Redaktion verlost 6 handsignierte Exemplare des Buchs. Alle Infos zum Gewinnspiel findet ihr ab November in unserer druckfrischen Printausgabe.
LMR
Selten eine so gelungene Rezension gelesen.